1000 Jahre

1000 Jahre Stadefelt – Dankesworte

 

Liebe Stadtfelder,

das Jahr 2016 war mit das schönste und erfreulichste Jahr, das ich in meinem langen Bestehen bisher miterleben durfte. Da sich das Jubiläumsjahr dem Ende neigt und die Festivitäten ausgeklungen sind, wird es Zeit, dass ich mich selbst zu Worte melde.

Ich, das ist Stadefelt, am Gestade, also am Ufer, der Kleinen Kyll gelegen, diene euren Vorfahren schon viele, viele Generationen als Wohnstatt und Heimat. Wer seit meiner Gründung und Besiedelung schon alles meine Herrschaft war, liegt in großen Teilen im Dunkeln. Seit dem 16. Oktober 1016 kommt aber Licht in diese Ungewissheit. An diesem Tag hat mich Kaiser Heinrich II. in einem schriftlichen Schenkungsakt dem neu gegründeten Marienstift in Prüm übertragen, damit dieses  seine Lebenshaltungskosten mit meiner Hilfe bestreiten konnte. Ebenso das Nachbardorf Weidenbach und die Dörfer Giesdorf nahe Schönecken und Lüxheim bei Nörvenich. So war das früher. Meine Bewohner wurden erst gar nicht gefragt. Aber weil ich jetzt einen neuen Herrn hatte und dieser darauf bedacht war, mich zu behalten, dokumentierte er von nun an über die Jahrhunderte meine Existenz. Da gibt es vieles nachzulesen. Mal wurde ich beliehen, gelegentlich auch verpfändet und in Teilen verpachtet und man stritt sich nicht selten um mich. Aber man gab mich nicht mehr aus der Hand. Wen das ganz genau interessiert und wer das in Ruhe nachlesen und verfolgen will, den verweise ich auf die umfangreiche Chronik, die ich zu meinem außerordentlichen Jubiläum spendiert bekommen habe.

Ich selber konnte zur Entstehung dieses Werkes ja nicht viel beitragen außer meine Vergangenheit. Beim Aufdecken meiner Geschichte hat sich Erich Willems besondere Verdienste erworben. Ich danke ihm und auch allen seinen Mitstreitern. Hunderte Stunden hat er in den Archiven verbracht und gesucht und recherchiert und Unterlagen zusammen getragen, unzählige Gespräche im Dorf geführt und Fotos und Dokumente gesammelt und daraus das Gerüst und die Themen zur Dorfgeschichte gebildet. Erich selbst und seine Mitautoren haben dann in unzähligen weiteren Stunden die Texte verfasst, überarbeitet, verbessert und nochmals umgeschrieben und zigfach Korrektur gelesen. Bilder hat man ausgewählt und Dokumente zugefügt, das Layout entworfen und gestaltet und schließlich das Werk für uns und für die kommenden Generationen in 400 Exemplaren gedruckt und gebunden. Hochachtung, eine wahre Sisyphusarbeit und ich kann allen Akteuren nicht genug danken.

Auch meinen derzeitigen Herrn, den Bürgermeister Hubert Molitor, will ich an dieser Stelle nennen. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, mein Jubiläum würdig zu feiern. Aber vor einer jeden Feier stehen zunächst mal eine Menge Planung und Organisation. Hier bildete sich sodann der Arbeitskreis um die Beigeordneten Peter Jungen und Willi Häp und das Planungsgremium erweiterte sich in der Folgezeit in mehreren Arbeitsgruppen, so um die Themen „Dorfgeschichte“ mit Erich Willems oder die „gemeinsame Auftaktveranstaltung“ mit Gottfried Trosdorff. Die „Hausnamen“ übernahm Paul Mischo, das große „Dorffest“ mit den verschiedensten Schwerpunkten koordinierte gleich eine ganze Schar von Enthusiasten. Aber bei Hubert liefen alle Fäden zusammen und er war unermüdlicher Antreiber und hat Vorbildliches in der Planung des Jubiläumsjahres geleistet. Ihm und allen Organisatoren zolle ich größte Hochachtung für ihr Engagement.

Paul und Erich legten sogleich los und initiierten die Aktion „alte Hausnamen“ und „Jahreskalender 2016“. Auf akkurat gefertigten Schiefertafeln wurde der jeweilige alte Hausname von Paul aufgemalt und anschließend zusammen mit Friedel Borowski an den dazugehörigen Häusern angebracht. Was für eine Freude, wenn ich durch mein Dorf schaue und die alten Hausnamen nicht nur wie seit hunderten von Jahren auf den Straßen höre, sondern nun auch weiß auf schwarz lesen kann. Tinnessen, Pittesevecht, für ganz Sprachfaule auch „Besevecht“, Schiewer, Schoster, Japisch, Enneketen, Ejltjes oder auch noch Maußen und Hänsen und viele weitere! Diese Namen sind Musik in meinen Ohren und die Tafeln als sichtbares Zeichen der traditionellen Hausnamen eine wahrlich gelungene Aktion. Und nicht nur die Hausnamen, auch die altbekannten Hauszeichen, die mir über Jahrhunderte auf Schritt und Tritt im Dorf begegnet sind, hat Paul in Sandstein wiedererstehen lassen. Auch der schmucke Jahreskalender 2016 mit alten Dorfansichten und aussagekräftigen Bildern aus vergangenen Zeiten gab mir schon zum Jahresstart einen kleinen Vorgeschmack auf das, was mich in der Chronik wohl erwarten würde.

Den Kronprinzen hatte ich ja schon zu Gast, das war 1902 und wahrlich kein schöner Anlass. „König Kurt“, ein rheinland-pfälzischer Landesvater, weilte ebenfalls in Stadefelt. Wer mich ansonsten als hochgestellter Gast in den vergangenen Jahrhunderten besuchte, habe ich vergessen. Aber zur großen Auftaktveranstaltung, die mit den Nachbarn aus dem anderen Stadefelt gemeinsam gefeiert wurde, gaben sich die regionalen Größen wie Verbandsbürgermeister Werner Klöckner, Landrat Hans-Peter Thiel, MdL Astrid Schmitt und MdB Patrick Schnieder und Staatssekretär Günter Kern aus dem Innenministerium in Mainz die Ehre und die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner übermittelte ihre Glückwünsche per Videobotschaft in die festlich geschmückte und bis auf den letzten Platz gefüllte Gemeindehalle. Dank und Anerkennung nahm ich gerne entgegen und hatte eine große Freude an der ausgelassenen Stimmung.

 

Und dann kam der Höhepunkt im Jubiläumsjahr, das große Dorffest …!

Die Postadressen von gebürtigen, aber verzogenen Oberstadtfeldern hatte man ermittelt und alle waren schriftlich zum großen Dorffest eingeladen worden. Nicht alle konnten (mehr) kommen, aber sehr, sehr viele nutzten die Gelegenheit zu einem Wiedersehen mit der alten Heimat und ihrem Dorf. Zu meiner aller größten Überraschung sah ich dort eine vielköpfige Delegation um Wayne Theodor Thull. Allesamt sind Nachfahren der Familie Theoderich und Angela Thull, die im Jahre 1857 aus purer Not heraus, wie auch noch manche andere Familie, mit ihren drei Kindern nach Amerika ausgewandert sind. In Minnesota fanden sie eine neue Heimat und wohl auch ihr Glück. Eine große emotionale Freude für mich, dass nach so vielen Generationen auch bei den Nachkommen „hinter dem großen Teich“ noch immer das Interesse an der Heimat der Vorfahren lebendig ist.

Planung und Umsetzung des Dorffestes waren eine Herkulesaufgabe. So viele tolle Ideen wurden umgesetzt, es gab so viel zu sehen und zu erleben! Wer hätte gedacht, nochmals die Dreschmaschine von Martin Hey in voller Funktion im Dorfe bewundern zu können. Früher war sie den ganzen Winter im Einsatz und wurde von Scheune zu Scheune bugsiert und alle Bewohner verbanden damit nur eine anstrengende, staubige aber überlebensnotwendige Arbeit. Und alte Traktoren mit zur jeweiligen Zeit gebräuchlichen Arbeitsgeräten waren zu bestaunen. Dietmar und Vater Gottwald Hey haben viel Bestauntes organisiert. Das frühere Leben im Dorf, immer von Arbeit und Beschwernis begleitet, versuchten die Ausstellungen zu altem Handwerk und Haushalt zu vermitteln. So wurde der gesamte Ortskern zur Aktionsmeile und unterhielt Einheimische und die vielen, vielen auswärtigen Gäste und ich erfreute mich an dem Treiben und lauschte dem Klang der Schmiedehämmer, hörte das schmatzende Geräusch des Wäschestampfers, das Lachen der Waschfrauen, sah die Kinder des Kindergartens beim Klickerspielen, Seilmacher und Korbflechter mimten früher allgegenwärtige Winterszeitbeschäftigung. Eine vielbeachtete „aal Kech“ hatte Paul wiederum bei „Inne Mechels“ eingerichtet, das Spinnrad surrte und ein Webstuhl war in Aktion bei „Peschen“. Sehenswert auch die „Aal Schul“. Liebevoll eingerichtet wie anno dazumal, ausgeschmückt mit Klassenfotos die bis ins Jahr 1900 zurückreichten und einer Erinnerungsecke für die Verdienste des ehemaligen Lehrers Wilhelm Peters. Es war alles ein bisschen wie früher. Wie in alte Zeiten zurück versetzt, fühlte ich mich auch beim Anblick des historischen Hochzeitszuges mit schmuckem Brautpaar und herausgeputzten Hochzeitsgästen, der sich durch das gesamte Dorf bis hin zur Festhalle bewegte. Eine Schar Köche im Schlepptau mit gefüllten Kuchenplatten, vorweg die Pätter mit dem obligatorischen Kranzkuchen für die Kinder und das Ganze mit der „Quetsch“ begleitet. Hauptorganisator dieser tollen Idee war Johann Thull. Genau wie den vielen Gästen bleibt auch mir als Dank an alle Beteiligten nur ein herzlicher Applaus.

Aber begonnen wurde der Festsonntag, wie seit Jahrhunderten in Stadefelt, mit einem Gottesdienst in unserer sehenswerten Filialkirche der Hl. Brigida. Unter musikalischer Begleitung des Dekanatschores um Hubert Blaum zelebrierte unser Pastor Ludwig Hoffmann eine dem Jubiläum würdige und feierliche Messfeier. Anlässlich meines Jubiläums ist es mir ein besonderes Anliegen, uns allen unsere Dorfkirche auch für die Zukunft weiterhin sehr ans Herz zu legen.

„Mejsjer“ und „Reiwkoochen“ kennt jeder „Stodtfelder“. Und die gab es am Dorffest reichlich und nach altem Rezept… wie gut das alles geduftet hat. Aber für ein Dorf voller Gäste braucht es noch einiges mehr. So habe ich nicht schlecht gestaunt, das unser Arnold Möseler die ehemalige Köche-Nationalmannschaft, seine Mitstreiter über viele erfolgreiche Wettbewerbsjahre in der ganzen Welt, für den mehrtägigen Einsatz eingeladen hatte und alle haben geholfen, und wie! Eine bemerkenswerte und erfolgreiche und allseits hoch gelobte Leistung der Küche. Was wäre ein Fest auch ohne gute Kost? Leckere hausgemachte Torten und Kuchen unserer talentierten Bäckerinnen um Wilma Molitor und Gerda Jungen rundeten das kulinarische Angebot vorzüglich ab.

Besondere Freude hat mir das vielfach gezeigte echte Interesse unserer  „Zojezorrenen“ an der Dorfgeschichte und damit auch an ihrer neuen Heimat bereitet und nicht wenige haben fleißigst mitgearbeitet. Seid ihr es doch, die sich nun vielfach um in die Jahre gekommene Bausubstanz liebevoll kümmern und so das erhalten, was ein Dorf und besonders ein so altes Dorf auch ausmacht. Sonst gäbe es in naher Zukunft vielleicht wirklich nur noch die Erinnerung an klangvolle Hausnamen wie „Stracher“, „Schul“, “Ejltjes“, „Zummer“, „Schenken“ usw., aber nichts authentisches mehr. Danke an dieser Stelle dafür und fühlt euch wohl in unser aller Dorf.

Wenn über das ganze Jubiläum irgendwann „Gras gewachsen ist“, bleibt doch noch etwas Sichtbares in Stadefelt zurück, die Erinnerungsmauer am Dorfplatz.

„1016 – 2016“ und „Oberstadtfeld“ steht dort auf einer großen Sandsteintafel eingemeißelt, dazu das Gemeindewappen und ein kleiner Ijel darf natürlich auch nicht fehlen. Das Ganze ist eingefügt in eine Bruchsteinmauer aus Eifeler Grauwacke.

Johann Kopp, Paul Mischo und Johann Thull haben dieses Werk gemeinsam geschaffen. Es könnte ein Werk für die „Ewigkeit“ sein und für das Dorf der Erinnerungspunkt an das große Jubiläum schlechthin.

Einige wenige Personen habe ich jetzt namentlich erwähnt. Dies ist mir einfach ein besonderes Bedürfnis. Es schmälert aber in keinster Weise die Leistung und das Engagement eines jeden einzelnen Helfers und Akteurs im Verlaufe dieses Jubiläumsjahres. Alle haben zusammen an dem einen großen Ziel gearbeitet, mein Jubiläum zu feiern und würdig zu gestalten und damit zu zeigen, wie wichtig allen das Heimatdorf ist. Ein solcher Zusammenhalt und das Miteinander in der Dorfgemeinschaft sind das richtige Fundament für den Fortbestand des Dorfes durch die nächsten Jahrhunderte.

Das Erleben dieses ganz besonderen Jubiläumsjahres war für mich eine reine Freude. Alle Aktionen, Veranstaltungen, Feierlichkeiten und Ehrerweisungen empfinde ich als die Würdigung der Leistungen aller unserer Vorfahren. Zum Ausdruck meiner Gefühle für all das zuvor Genannte bedarf es nur eines einzigen Wortes:

 

Danke

Euer Stadefelt