Krippenbau

Und das nicht nur zur Winterszeit …
Krippenbauer aus echter Leidenschaft

Paul Mischo, Friedel Borowski und Berthold Basten aus Oberstadtfeld bauen Krippen mit viel Liebe zum Detail und erstellen so wahre Kunstwerke und naturgetreue Landschaften, die nicht nur Kinderherzen höher schlagen lassen.
 
Zu Weihnachten teilt sich die Menschheit in zwei Fraktionen: in die Krippen- und in die Christbaumfreunde. Die einen schmücken ihre Bäume mit äußerster Akribie, die anderen zelebrieren den Aufbau der Krippe mit schönen Figuren und aufwendigen Landschaften.

Paul Mischo ist auf jeden Fall Krippenmensch. Der Besuch einer Krippenausstellung  war der Auslöser für die intensive Beschäftigung mit dem Krippenbau. Ein Ehepaar hatte als Krippe das Elternhaus nachgebaut und ihn damit in den Bann gezogen. So begann auch er sein Elternhaus nachzubauen und das Weihnachtsgeschehen in die familiäre Umgebung zustellen. „Beim Werkeln vergisst man schon mal die Zeit“, erzählt uns Micho. Seine Frau sorgt dann dafür, dass er am Ende nicht sogar neben dem neuen Bauwerk übernachtet. Sie ist aber auch als persönliches Bauamt für die Abnahme der Bauten zuständig: „Paul stellt mir seine Ideen vor und wir überlegen zusammen, ob und wie man dies am besten umsetzen kann. Da kommt es schon vor, dass ein Modell nicht abgenommen wird und geändert werden muss“, schmunzelt Roswitha Mischo, die ebenfalls fleißig an der Entstehung mithilft. Denn beim Bau der Krippe beschäftigen sich die Beiden auch mit dem religiösen Hintergrund, um das Weihnachtsgeschehen bildhaft darzustellen.
Jede Krippe ist eine individuelle Komposition, die erst im Laufe der Bauphase ihre endgültige Form annimmt. Zuerst wird die Größe der Figuren festgelegt und dann entsteht anhand des sogenannten „Krippenmeters“ Gebäude und Landschaften. So sind mit viel Liebe zum Detail und der notwendigen Erfahrung schon mehr als 20 regelrechte Kunstwerke in Mischos Werkstatt entstanden – jedes ganz individuell und für sich einzigartig. Neben dem Nachbau seines früheren Elternhauses finden sich auch Nachbauten von Gebäuden aus Oberstadtfeld und Kronenburg in seiner Sammlung. Eine orientalische Krippe und eine Schneekrippe schmücken ebenfalls die Regale seiner Werkstatt.
Seit 2004 darf er sich selber Krippenbaumeister nennen, nachdem er mehrere Lehrgänge erfolgreich absolviert hat. Dabei hat er sich unter anderem auch mit dem Schnitzen von Figuren geübt. „Figurenschnitzen ist noch einmal eine Kunst für sich. Mir liegt der Krippenbau aber viel mehr.“
Friedel Borowski, ebenfalls aus Oberstadtfeld, ist bei ihm in die Lehre gegangen und hat in der Zwischenzeit seine „Gesellenprüfung“ abgelegt. „Paul hat mir so viel beigebracht und es macht Spaß von ihm zu lernen und mit ihm zu bauen.“  In jeder freien Minute sägt und hämmert er in seiner Werkstatt und abends brennt auch bei ihm noch lange Licht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Heimische Krippen, orientalische Varianten und eine Vielzahl an Pilzkrippen befinden sich auf seinem Speicher.
Trotz der hohen Kunstfertigkeit, mit der die Krippen gebaut werden, bezeichnen sie ihre Leidenschaft doch als Hobby, das ihnen riesig viel Spaß macht. „Das Schönste ist immer wieder, wenn wir Richtfest feiern können“ berichten sie einstimmig. „Dann kommt Beppo Basten vorbei, dichtet ein paar Verse für das neue Bauwerk und trinkt mit uns ein Bier“. Aber damit nicht genug. Auch Berthold Basten ist dem Bann des Krippenbaus verfallen und werkelt alleine oder auch mit den zwei Kollegen fleißig an neuen Varianten und Verbesserungen der bereits entstandenen Werke.
Alle Krippen bestechen durch eine ungeheure Detailfülle. Von Werkzeugen, die um die Krippen herum zu sehen sind, bis hin zu Fensterläden, Türen, Dachziegeln Brunnen, Herzhäuschen etc. machen die Tüftler alles selbst. Licht darf natürlich auch nicht fehlen. Dazu setzen die drei spezielle Trafos ein, die eine Dauerbeleuchtung von 20 Stunden ermöglichen, ohne das die Trafos zu heiß werden.

„Bei der Gesamtkomposition muss einfach alles stimmen. Von der Größe der Figuren über die Räumlichkeiten bis hin zur Regenrinne oder der Gabel im Misthaufen.“ so die Drei einstimmig.

Die Krippen sind aus verschiedenen Materialien gebaut. Neben Holz und Weichfaserplatten kommt Styrodur zum Einsatz. „Nicht Styropor, das wäre zu weich“, erklären die Krippenbauer. Selbst den Verputz der Gebäude, deren Grundgerüst aus Holz besteht, wird aus Wasser, Leim, Schlemmkreide und Sägemehl zusammengemischt. Auch Zahnstocher, Leim und Pappe wird verbaut.

Alle Drei bauen ohne kommerzielle Interessen. Ihnen bereitet es Freude, Szenen aus der Weihnachtsgeschichte in plastische Formen umzusetzen. Als gemeinsames Projekt wurde einer große Krippe mit 38 cm großen Figuren erstellt. Für die Dackeindeckung galt es 800 kleine Platten aus Naturschiefer zuzuschneiden. Von alten Holzpfählen wird dazu per Säge vorsichtig die verrottete obere Schicht abgetrennt und diese als Pfeiler des Hauses oder des Stalles verwandt. Die Krippe soll ja nicht neu und modern aussehen, sondern wie ein alter Stall oder ein altes Bauernhaus. Da darf nicht alles gerade sein. Schiefe Stürzen, fehlende Dachziegel, verwitterte Hauswände gehören daher dazu.