Hauszeichen

Früher hatte jede Familie innerhalb eines Dorfes eine spezifische Hausmarke, ein Hauszeichen als Erkennungsmerkmal.

Diese runenartigen Strichzeichen waren einmalig und klar von den übrigen gebräuchlichen Zeichen zu unterscheiden.

Niemand anders, nicht einmal erwachsene Nachkommen, durften dieses Zeichen verwenden, ohne dass die Marke mit irgendeinem Beistrich moduliert worden wäre. Das Zeichen war im ganzen Dorf bekannt und konnte so innerhalb der Dorfgemeinschaft, die stets von überschaubarer Größe war und in der nur selten Zu- oder Wegzüge von Familien hab, klar zugeordnet werden.

Die Hauszeichen erfüllten mehrere Funktionen: Für alle ersichtliche konnte beispielsweise Besitz zugeordnet werden. Man fand die Marken deshalb auf allen Arten von Werkzeugen, Haushalts-, Handwerks- und Ackergeräten oder auch auf Säcken, die zur Mühle gebracht wurden. Auch auf Grenzsteinen und Grabsteinen waren die Hausmarken sichtbar. Das Vieh wurde mit dem Hofzeichen versehen, wenn es mit der Gemeindeherde auf die Weide getrieben wurde. Genutzt wurden die Hauszeichen auch, wenn das Los entschied: So gab es bei dem Ortsvorsteher für jedes Hauszeichen ein Plättchen, die alle in einem Säckchen waren. Wenn es zum Beispiel dann um die Reihenfolge der Nutzung des Backhauses ging, wurde daraus gezogen. Beim Zuteilen des Losholzes wurde jeweils eine Hausmarke gezogen und dazu aus einem zweiten Säckchen die Holznummer.

Die Hausmarken dienten aber auch auf manchen Urkunden als Unterschrift,  da es vor 1807 keine Schule in Oberstadtfeld gab und die Menschen weder lesen noch schreiben konnten.

Die Gestaltung der Hauszeichen war einfach gehalten, da die Figuren per Hauen, Schneiden, Ritzen oder Reißen auf Bäume, Pfähle, Balken oder Steinen erzeugt werden mussten.

Eine weitere Variante war das Markieren der Gegenstände mit rotbrauner Farbe. In Oberstadtfeld wurde die Farbe aus einem morschen, rotbraunen Stein gewonnen, der dazu zerkleinert, gemahlen und im Wasser auflösen wurde. So erhielten z.B. die Sockel der Häuser das Hauszeichen per Anstrich.

Eine Auflistung der heute noch bekannten Hauszeichen findet man in der 2016 erschienenen „Dorfgeschichte“, die beim Bürgermeister käuflich erworben werden kann.